Das Projekt IMLEGI
Laufzeit: 15.06.2018 – 14.12.2020, verlängert bis 14.06.2022
Projektleitung: Prof. Dr. phil. Anke Steckelberg
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft
Drittmittelgeber: Innovationsfonds (Versorgungsforschung), Förderkennzeichen: 01VSF17047
Hintergrund
Evidenzbasierte Gesundheitsinformationen (EBGI) sind eine Voraussetzung für eine informierte und gemeinsame Entscheidungsfindung. Obwohl Qualitätskriterien für EBGI seit Jahren definiert sind, gelingt die Umsetzung in die Praxis derzeit nicht. Die „Leitlinie evidenzbasierte Gesundheitsinformation“ richtet sich an die Erstellerinnen und Ersteller von Gesundheitsinformationen und hat zum Ziel, die Qualität von Informationsmaterialien zu verbessern. Parallel zur Leitlinienentwicklung wurden die Kompetenzen von Informationserstellerinnen und -erstellern exploriert und ein fünftägiges Schulungsprogramm mit einem EbM-Trainingsmodul und einem Modul zur Nutzung der Leitlinie entwickelt.
Ziel des Projektes war es, die Implementierung der „Leitlinie evidenzbasierte Gesundheitsinformation“ in Kombination mit einem Schulungsprogramm für die Erstellerinnen und Ersteller von Gesundheitsinformationen zu evaluieren. Wir haben angenommen, dass die leitliniengestützte Entwicklung von EBGI mit ergänzender Schulung zu einer Qualitätsverbesserung der Informationsmaterialien im Vergleich zu Erstellungsprozessen ohne Schulung führt.
Methoden
Das methodische Vorgehen folgte dem Leitfaden des UK Medical Research Council (MRC) für die Entwicklung und Evaluation komplexer Interventionen. Nach 1) einer qualitative Pilotstudie [pdf Studienprotokoll], wurde 2) eine randomisiert-kontrollierte Studie durchgeführt [Link Studienprotokoll].
- In der qualitativen Pilotstudie wurde die fünftägige Schulungsprogramm an ein Blended Learning-Format adaptiert, so um zwei Präsenztage verkürzt und in zwei Schulungen mit Erstellerinnen und Erstellern von Gesundheitsinformationen hinsichtlich Machbarkeit und Akzeptanz pilotiert. Die Datenerhebung erfolgte über strukturierte Beobachtungen und Fokusgruppeninterviews, die Analyse in Anlehnung an die strukturierende qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring.
Aufgrund der Kontaktbeschränkungen während der Covid-19-Pandemie wurde die Schulung in ein reines E-Learning-Format überführt. - In die randomisiert-kontrollierte Studie (ISRCTN [link: https://www.isrctn.com/ISRCTN96941060], Studienprotokoll ) sollten 26 Erstellergruppen von Gesundheitsinformationen (je Gruppe ca. 1 bis 10 Personen) eingeschlossen werden, um die Intervention (Leitlinie & Schulung in einem E-Learning Format) mit der Standardversorgung (Leitlinie öffentlich zugänglich) zu vergleichen.
Primärer Endpunkt war der Grad der Umsetzung der Leitlinienempfehlungen. Hierfür entwickelt jede Erstellergruppe im Rahmen der Studie eine EBGI zu einem selbstgewählten Thema. Das Bewertungsinstrument MAPPinfo, basierend auf den Empfehlungen der Leitlinie, wurde im Rahmen des Projektes entwickelt und validiert (AsPREDICTED [link: https://aspredicted.org/3zz4g.pdf.], Studienprotokoll, Publikation). Das Instrument umfasst Kriterien zur Transparenz, Inhalten und Darstellungsweisen von Gesundheitsinformationen.
Begleitend wurde eine qualitative Prozessevaluation durchgeführt. Es wurden Interviews mit Teilnehmenden der Interventionsgruppe geführt und die kritische Gesundheitskompetenz mit dem Critical Health Competence Test vor und nach der Schulung erfasst.
Ergebnisse
Es wurden 18 Erstellergruppen (9 Intervention, 9 Kontrolle), heterogen hinsichtlich der Organisationsform sowie den Zielen und Formaten der Gesundheitsinformationen, mit insgesamt 54 Teilnehmenden eingeschlossen. Zum primären Endpunkt wurde kein Unterschied zwischen den Gruppen gezeigt.
In der Interventionsgruppe zeigte sich ein Anstieg der kritischen Gesundheitskompetenz. Es wurden individuelle und strukturelle Barrieren für die Umsetzung der Leitlinienempfehlungen identifiziert (z.B. methodische Unsicherheiten, Ressourcenmangel, widersprüchliche Interessen).
Schlussfolgerungen
Es zeigte sich kein Effekt auf die Qualität der Gesundheitsinformationen. Die Schulungsinhalte wurden als relevant bewertet und es gab eine Steigerung der kritischen Gesundheitskompetenz. Limitierend ist, dass die angestrebte Stichprobengröße nicht erreicht wurde. Hinsichtlich der Implementierung sollten insbesondere die strukturellen Barrieren adressiert werden.
Stand: 23.05.2025